Die Sammlung und Kultur seltener Dendrobien
Datum: | 04.04.2023 |
Referent: | Roland Schettler |
Bericht: | Rita Hofmann |
Roland Schettler ist der Präsident des Vereins Deutscher Orchideenfreunde (VDOF). Er pflegt seit über 50 Jahren Orchideen, hauptsächlich Dendrobien und teilte mit uns seine Erfahrungen zur Nomenklatur, zum Vorkommen und vor allem zur Pflege dieser Orchideen. Er brachte auch einen speziellen Dünger ohne Ammonium mit, da Orchideen vor allem Nitrat aufnehmen, und das Buch von Olaf Gruss.
Die Dendrobien sind eine sehr grosse Gattung unter den Orchideen. Die Untergattungen wie Doritis wurden wieder zurückklassifiziert in die Hauptgattung. Dendrobien haben ein grosses Verbreitungsgebiet von Indien, China, Südostasien bis Australien auf unterschiedlichsten Höhen und in den unterschiedlichsten Habitaten. Es gibt daher keine allgemeinen Regeln für die Pflege dieser Orchideen. Man unterscheidet drei wesentliche (entweder hängende oder aufstrebende) Wuchsformen, nämlich harte dicke Stängel, weiche Stängel und Kugeln. Einige Pflanzen werden bis zu 2 Meter gross. Je nach Höhenlage des Naturvorkommens braucht es kühl/kalte, temperierte oder warme Kultivierung. Wichtig ist zu beachten, dass einige Pflanzen Voll-Licht benötigen oder eine ausgesprochene Trockenzeit, damit sie blühen. Wenn man diese Grundbedürfnisse nicht berücksichtig, führt es mittelfristig zu einer schlecht kultivierten Pflanze und deren Verlust. Es gibt wenige Dauerblüher unter den Dendrobien und ein Gewächshaus kann ab und zu fast ohne Blüten sein. Die Blütenfarben sind je nach Bestäuber rot/orange (Vögel), gelb/weiss (Insekten). Die Blütendauer hängt wohl auch davon ab, wie häufig der Bestäuber im Habitat vorkommt.
Gewisse Grundregeln gelten für fast alle Dendrobien. So sollte Wasser nicht auf die Blätter gesprüht werden, sondern auf den Wurzelbereich, viele mögen wöchentlichen schwachen Dünger (4-500mS), aber keine starke Düngung, und Luft an den Wurzeln. Die Moosschicht sollte ab und zu entfernt werden. Wenn die Basis der Pflanzen gelblich ist, besteht Verdacht auf Fusarien und man sollte die Pflanze entfernen. Die schwarz-behaarten Dendrobien sind ausgesprochen empfindlich auf das Abfaulen des Neutriebs.
Das Substrat kann vielfältig sein. Aufbinden auf gebrannten Ton, Kork und Teakholzbretter hat sich bewährt oder möglichste kleine Töpfe mit sehr grobem Rindensubstrat oder Moos und Perlit. Die kalt zu kultivierenden Arten, die nicht über längere Zeit mehr als 16° C vertragen, sind im Sommer schwierig zu halten und einige Gärtner installieren eine Klimaanlage.
Zu den kühl/kalt zu kultivierenden Dendrobien gehören: D. bicameratum (1.20m, Blüte 2-3 cm, 6 Wochen), D. leavifolium (nass, hängend), D. umbonatum (trocken, alte Triebe blühen weiter), D. guangxiense (blüht regelmässig, auch essbar), D. wilsonii , D. subclausum, D. masangerense, D. mitriferum, D. chrysotoxum (tags 13°, nachts 9°), D. limpidum, D. victoria reginae (blaue Blüte), D. chrysocrepis, D. lawesii, D. violaceum (nass), D. stranglyantum, D. jacobsonii, D. praecinctum, D. cuthbertsonii (Blüte hält 6 Monate, vogelbestäubt)
Zu den temperierten Dendrobien zählen: D. mohlianum (entdeckt 1990 auf Vanuatu, dunkle Lippe), D. devonianum (blüht nur nach starker Trockenzeit), D. xantophlebium (Myamar auf 1350 Höhe), D. chrysanthum (Trockenzeit, Blüte im August, giessen erst wenn sich Blüte entwickelt), D. glomeratum, D. trantuanii (Trockenzeit), D. histrionicum, D unicum (dankbar, blüht 2x im Jahr), D. lamyaie, D. dickasonii, D. endertii, D. unicatum (blüht schon als kleine Pflanze), D. helix (warm-temp. Antilopenorchidee), D. purpureum, D. strongylantum, D. draconis (schwarze Haare), D. exile, D. gregulus (hell), D. deleonii, D. amoenum (Volksmedizinpflanze), D. prenticei (leicht zu pflegen, sukkulent), D. linguiforme (Blüht 4 Wochen), D. tetragonum (pflegeleicht)
Warm zu kultivieren sind: D. pseudoglomeratum (1.80m, Blüte 12 Wochen) , D. cerinum (18-19°C, im Winter kühler und trockener), D. findlayanum (4 Wochen Blüte), D. bellatulum (zur Zeit nicht im Handel, sehr schwierig), D. smilliae (bottel brush orchid, Blütenstand bis 1 m, >18°C), D. formosum, D. albosanguineum, D. schrautii (gedrehte Blüte), D. closterinum (schwierig), D. aurantiflammenum (>15°), D. lowii, D. falconeri, D. antennatum, D. hughii, D. amboinense (blüht nur 1 Vormittag); D. annae (blüht bei jedem Wetterumschwung, ganzjährig), D. wangliangii (sehr klein), D. pulchellum,D. multilineatum (schwarze Haare, Blüte 8-12 Wochen), D. bracteosum, D. tanii.
Ein Zitat des Referenten zum Schluss. Wer eine neue Orchidee kauft, kauft eigentlich einen Traum, dass er diese Pflanze wieder zum Blühen bringt und erhalten kann. Leider erfüllen sich diese Träume nicht immer und manche Orchideen wird man nie erfolgreich kultivieren können.