Orchideen und Edelsteine in Sambia

Datum:05. November 2024
Referent / Foto:Leo Klemm
Bericht:Rita Hofmann

Einmal etwas ganz Anderes hat uns erwartet. Statt eine Reise an Orchideenstandorte haben wir eine Reise in der Zeit gemacht mit dem Geologen Leo Klemm. Ein Simulationsprogramm erlaubt es, die Kontinentalverschiebung und Plattentektonik über viele Hundert Millionen Jahre zurückzuverfolgen. Damit kombinierte er sein Wissen über die Erdzeitalter, die globalen Temperaturen und die Entwicklung der Pflanzenwelt. Natürlich werden die Aussagen immer weniger genau, je weiter man in die Vergangenheit blickt, aber es bleibt beeindruckend, wie dynamisch unsere so starr empfundene Erdkruste ist und wie sie zu der Entstehung von Pflanzen und Tieren geführt hat.

Bei unserer Reise haben wir Sambia über 750 Ma (Millionen Jahren) Erdentwicklung verfolgt. Wir starteten also in einer Zeit, in der es keine Landpflanzen gab und eine nur sehr einfache Tierwelt in den Ozeanen. Sambia lag zwischen zwei Kontinentalplatten, dem Cong Craton und dem Kalahari Craton in der Nähe des Südpols. Es bildete sich der Superkontinent Gondwana. Um 530 Ma kam es zu starken Gebirgsbildungen und starkem Magmatismus, der teilweise zu explosiven Vulkanausbrüchen führte, aber durch Subduktion auch zu wasserhaltigen Steinschmelzen, die in Magmakammer erstarten. Diese Kammern sind die Kinderstube vieler schöner Mineralien und Edelsteine. In den Pegmatit Gängen der Kammern reichern sich in den Quarzadern Lithium, Bor, Beryllium und andere Metalle an und bilden Turmaline, Berylle und Smaragde. Für Smaragde müssen zwei Gesteinsadern aufeinandertreffen, von denen eine chromhaltig ist. Heute werden in Sambia diesen Adern per Hand abgebaut. Auch das Schleifen geschieht manuell, um den optimalen Glanz zu erreichen. Grössere Stücke können mehrere Zehntausend Franken wert sein und die Minen sind stark bewacht.

Vor zirka 450 Ma entwickeln sich die ersten Landpflanzen, meistens Moose. Es folgen verschiedenen Eiszeiten, hervorgerufen, durch einen seht tiefen Gehalt and CO2 in der Luft, unter anderem eine, bei der praktisch die ganze Erde einfriert, was zu Massenaussterben führte. Sambia befand sich immer noch in der Nähe des Südpols, als es zu zwei Gebirgsbildungen kam, dem Caledonischen Gebirge, das man heute in Schottland findet und den Appalachen, die die Ostküste der USA durchziehen. Ab 400 Ma vor unsere Zeit entstanden an Land die Farnpflanzen und die ersten Wirbeltiere verliessen das Meer. Der Superkontinent Pangea, zu dem Sambia gehörte, wanderte nach Norden. An der Grenze des Perm- und Triaszeitalters brachen die sibirischen Trapps aus, ein riesiges Vulkanfeld, und die folgende Luftverschmutzung und der Abfall der Sauerstoffkonzentration von 30% auf 10 – 15% führten zu einem weiteren Massenaussterben.

Um 225 Mia vor unsere Zeit lebten die ersten Dinosaurier, viele verschwanden jedoch wieder beim Massenaussterben am Ende der Trias. Im Malm Zeitalter (160 Ma) bildete sich zwischen Südamerika und Afrika ein Ozean. Aus der Zeit vor zirka 175 Ma findet man in China erste Fossilien von Blütenpflanzen und zwischen minus
100 – 115 Mia Jahren entstanden wohl die ersten Orchideen in der Nähe des Südpols auf dem australischen Kontinent. Da dies in einer globalen Warmzeit geschah, war es auch am Südpol warm. DNA-Analysen legen nah, dass die ursprünglichsten Orchideen die Apostasia waren. Polare Winde führten dazu, dass sich die feinen Orchideensamen auf allen Kontinentalmassen in der Nähe des Südpols gut verbreiten konnten. Vor 85 Ma Jahren entstand Vanilla in Südamerika, später wurde sie wohl durch Wind nach Afrika verbreitet. Die afrikanischen Vanilla sind allerdings keine Gewürze. Vor zikra 65 Ma löschte dann der Einschlag eines Asteroids bei Mexiko viele Lebewesen aus, vor allem die Dinosaurier. Wie häufig nach einem Massenaussterben kam es zu einer Entwicklungsexplosion anderer Lebewesen, z. B. der Säugetiere und Vögel. Bei den Orchideen entstanden die Epidendroide mit den klebrigen Pollen. Als Indien vor 45 Mia Jahren mit Asien kollidierte, faltete sich der Himalaya auf. Bisher hatten sich nur Erdorchideen entwickelt. Vor 30 – 35 Ma entstanden dann Epiphyten, z. B. Bulbophyllum und Dendrobium wieder in Australien. Vor zirka 25 Ma falteten sich die Alpen auf und unser Kontienten sahen etwa so aus wie heute.  In Afrika entwickelten sich die Polystachya Orchideen, Bulbophyllen, die nicht stinken, Ansella Africana entsteht aus Eulophia. Die typischen afrikanischen Orchideen, Angraecum und Aerangis gibt es seit zirka 20 Ma. Sie sind häufig weiss, nachtblühend und duftend, nachtfalterbestäubt mit typischem Sporn, wie z. B. Angraecum sesquipedale.  Aus dieser Zeit stammt auch einer der sehr seltene Fossilienfunde mit Orchideen, eine in Bernstein eingeschlossenen Biene mit Orchideenpollen auf dem Rücken. In den folgenden Millionen Jahren bis heute entwickelten sich sehr viele neue Arten bei den Orchideen, in Afrika z. B. Jumella sagittata, und Arten der Gattungen Rangaeris, Listrostachys, Cyrtorchis, Tridactyle,

Wir danken dem Referenten für diesen sehr kreativen und aufschlussreichen Vortrag über die Entstehung der Kontinente und der Pflanzenvielfalt.

Ausgezeichnete Pflanzen

Aerangis bilboa von Hanspeter Gerber

Paphiopedilum von Cecile Benz