Barkerien – Vermehrung und Kulter
Datum: | 05. Oktober 2021 |
Referent: | Roland Schafflützel |
Bericht: | Rita Hofmann |
Erfreulich viele Mitglieder trafen sich zu diesem Vereinsabend für einen Vortrag von unserem Mitglied Roland Schafflützel.
Roland Schafflützel arbeitet an der Berner Fachhochschule, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL und bringt daher schon solides Fachwissen mit. Er ist ein bekannter Barkerien-Kenner und -Züchter und hat ein eigenes Aussaatlabor mit Laminarflow Box und Hepafilter gegen Staub, Bakterien und Pilze. Im Wesentlichen vermehrt er Barkerien aber auch heimische Arten oder Orchideensamen im Auftrag von anderen. Rolands Liebe zu den Barkerien begann 1982 und 1997 machte er erste Kreuzungen mit Barkerien. Seit fast 40 Jahren vermehrt und züchtet er sie erfolgreich und unterhält Kontakte zu Barkerienspezialisten auf der ganzen Welt, darunter Dennis Szezko und Robert Marsh, die bekannt sind für ihre Kreuzungen mit Barkerien. Es gibt Bestrebungen, Barkerien als Schnittblumen anzubieten, denn sie halten sehr lange in der Vase und haben schöne Blüten auf langen Blütenstielen.
Junge Barkerienpflanzen blühen teilweise schon nach 8 Monaten, manchmal sogar schon im Becher. Es ist eine kleine Gattung mit speziellen Pflegebedürfnissen und einem Verbreitungsgebiet von Mexico bis Panama, das Zentrum der Verbreitung ist Oaxaca and Costa Rica. Die erste Barkeria wurde 1825 von Lexarca entdeckt und später von Knowles & Westcott als Barkeria uniflora als neue Gattung klassiert. 1862 wurde Barkeria in die Gattung Epidendrum überführt, ab 1970 wieder als eigenen Gattung geführt. 2002 und 2004 wurden noch zwei neue Arten entdeckt, die Barkeria archilarum und Barkeria delpinalii. Es gibt 16 anerkannte Arten und sie kommen auf vielen Höhenstufen vor, vor allem in laubabwerfendem Wald. In der Natur wachsen sie als Epiphyten oder auf Felsen, häufig in Gesellschaft mit Tillandsien.
Das Klima im Verbreitungsgebiet gibt Hinweise auf die Pflegebedürfnisse. Das Klima Mittelamerikas zeichnet sich aus durch eine extreme Trockenzeit, die man in der Pflege unbedingt einhalten muss, und eine Regenzeit mit viel Wasser, die zirka vom 15. Mai bis 15. Oktober geht. Jahresniederschläge liegen zwischen 800 – 2200 mm/m2. Bestäuber sind Hummelarten und Käfer. Es gibt auch kleistogame Arten. Die Samenkapseln gehen genau am Anfang der Regenzeit auf.
Einige Barkerien werden eher warm bis heiss (Barkeria barkeriola), andere eher kühl (Barkeria melanocaulon, Barkeria fritz-halbingeri und Barkeria spectabilis) kultiviert. In der recht kurzen Wachstumszeit brauchen sie viel Dünger. Einige blühen zweimal pro Jahr, andere im Winter- oder Sommerhalbjahr. Albinoformen sind selten und sehr gesucht.
Es gibt eher einfach und eher schwierig zu kultivierende Arten. Eher einfach zu kultivieren sind Barkeria scandens, melanocaulon, fritz-halbingeriana und whartoniana, eher schwierig sind Barkeria barkeriola, dorotheae und uniflora.
Barkeria dorotheae ist in der Natur sehr selten und wächst auf Felsen. Barkeria vanneriana ist eine kletternede Art, Barkeria lindleyana klettert nicht, wird in der Natur bis zu 1.70 m gross und treibt nur aus einer Node. Barkeria skinneri ist zu erkennen an dem gelben Kiel in der Blüte. Die Blüte hält 2-3 Monate. Barkeria obovata hat einen angenehmen Duft, aber die Blüte öffnet sich nicht ganz. Weitere duftende Arten sind Barkeria strophinx und Barkeria naevosa. Letztere öffnet ihre Blüten ebenfalls nicht ganz und braucht eine extreme Trockenzeit in der Kultur. Eine detaillierte Beschreibung der Arten findet man unter Home – Barkeria Schweiz
Viele Barkerien sind gute Kreuzungspartner. Über 100 Hybriden, sind registriert, sowohl in der Gattung als auch intergenerische vor allem mit Cattleya.