Orchideen im Kalthaus
Datum: | 06. Oktober 2020 |
Referentin: | Elisabeth Breitenstein |
Bericht: | Rita Hofmann |
Ein zahlreiches Publikum traf sich zu diesem Vortrag im Egghölzli. Als spezielle Massnahme waren die Sitzplätze nummeriert und die Präsenzliste hält so die Sitzordnung fest.
Elisabeth Breitenstein, Präsidentin des Schweizerischen Orchideenvereins gab uns in diesem Vortrag einen Einblick in ihre Sammlung von Kalthauspflanzen und deren Pflege. Mit viel Experimentierfreude hat sie sich ein grosses Wissen über die Pflege dieser Pflanzen erarbeitet. In drei Etagen pflegt sie zahlreiche Orchideen in einem Kalthaus, dessen Minimaltemperatur auf 10°C gehalten wird. Tagestemperaturen können im Sommer auf 25°-28°C ansteigen. Die Sommertemperaturen werden durch starkes Lüften gehalten, auf eine Klimaanlage wird verzichtet. Die Lichtverhältnisse werden durch die Position auf den Tablaren bestimmt. Unter dem untersten Tablar ist eine künstliche Beleuchtung angebracht. Von manchen Orchideen werden ein Exemplar mit künstlichem Licht und ein anderes mit natürlichem Licht kultiviert. Bisher sind der Autorin keine grossen Unterschiede in der Blütenzeit oder Blüte aufgefallen, die auf künstliches Licht zurückzuführen wären.
Neben der Temperatur haben die Luftfeuchte und das Giesswasser einen grossen Einfluss auf die Kultur. Durch starke Tag/Nacht-Temperaturunterschiede kommt es zu starken Schwankungen der Luftfeuchtigkeit bis zur Taubildung, was die Pflanzen sehr schätzen. Das Gewächshaus hat eine Fog-Anlage, die im Sommer auch beim Kühlen hilft. Mit Giessen muss man vorsichtig sein, denn viele der Kalthauspflanzen mögen kein nasses Substrat und keine hohe Salzlast. Ein Substrat von 75 % anorganischen Bestandteilen und 25 % Rinde sorgt für schnelles abtrocknen. Giesswasser wird für sehr empfindliche Pflanzen wie Dendrobium cuthbertsonii auf 50 -100 Siemens eingestellt, für Odontoglossum auf 300 Siemens. Schädlinge sind im Kalthaus weniger ein Problem ausser Blattläusen, die man mit Schmierseifenlösung oder Alkohol recht gut entfernen kann.
Die Referentin zeigte uns in einem Querschnitt zahlreiche Arten, die im Kalthaus gut oder nur im Kalthaus gedeihen. Sie begann mit einigen Cymbidien (pumilum,suavissimum, tigrinum), die sie zum Teil bis Nachtemperaturen von 4° draussen lässt. Bei Cymbidien sind solche tiefen Nachtemperaturen wichtig für die Blüteninduktion. Brassia, Symphoglossum und Rossioglossum (schlieperianum, grande) sind weitere Gattungen mit vielen kälteliebenden Arten. Rossioglossum brauchen zudem viel Licht. Obwohl ihr Fokus auf Arten und Wildformen liegt, pflegt Elisabeth Breitenstein auch einige schöne Hybride wie Vuylstekeara Helmut Sang und Odontioda Bradshaw.
Eine weitere Gattung mit vielen Vertreter für das Kalthaus ist Odontoglossum (cariniferum,crispum nobile, Nobworth (Odontoglossum nobile x Odontodia charlesworthii), triumphans, tenuifolia, harryanum, crocidipterum,spectatissimum,hallii, elegans, sceptrum, constrictum). Sie haben oft meterlange Blütentriebe, die monatelang blühen, und brauchen manchmal recht wenig Licht für die Blüte.
Rhynchostele maculata ist dagegen sehr lichthungrig. Cyrtochilum macranthum und Oncidium (portilloides) sind weitere Gattungen mit Pflanzen für das Kalthaus, sowie auch Stenorrhynchos speciosum, die kalt oder temperiert kultivieren kann. Stenotyla Lendyana blüht 2 x im Jahr. Calanthe sieboldii kann man in der Stube antreiben so dass sie sicher nach 4 Wochen blüht. Cynorkis ridleyi blüht unter künstlichem Licht eher früher als natürlich beleuchtet
Die Gattung Masdevallia ist für ihre vielen Kalthauspflanzen bekannt. Sie werden von der Referentin auf dem unteren Tablar feucht aber nicht nass gepflegt, z.B Masdevallia (amabilis, Dunstervillei, coccinea, harryana, notosibirica, veitchiana, polystricta, eumeliae, limax, caesia, triangularis, welischii, schmidt-mummi, hirtzii, ignea, paivaeana). Viele von ihnen sind fast Dauerblüher. Ausserordentliche Blüten findet man bei Dracula (robledorum, alcithoe, venefica, cutis-bufonis).
Auch viele Kalthauspflanzen kennt man in der Gattung Epidendrum (capricornu, embreei, medusae). Von Prosthecheas gibt es zwei Klone, von denen einer nur aufgebunden zu gedeihen scheint.
Eine grosse Liebe der Referentin sind die kleinen Orchideen, viele aus Papua Neuguinea von denen sie einige mitbrachte. Dazu zählen z. B die Fernandezia (subbiflora, maculata), Dendrobium bulbophylloides, limpidum, alanticaulinum, cuthbertsonii, agathodaemonis) die bis zu 7 – 8 Monate blühen. Aus Papua Neuguinea kommen auch Dendrobium (hemimelanoglossum, violaceum, pentapterum, vexillarius, subacaule, amboinense).
Bei Dendrobium cuthbertsonii kann man die Art und Hybride daran (z. B. cuthbertsonii x glomeratum ) x cuthbertsonii unterscheiden, dass die Hybride glattere Blätter haben, die Art aber sehr rauhe. Sie werden nach ihrer Blütenfarbe benannt, zuerst nennt man die innere Farbe, dann die äussere. Viele von ihnen gedeihen besser aufgebunden auf Robinienrinde (im Moss) als im Topf. Die Hybride scheinen sich auch für temperierte Kultur zu eignen.
Von den afrikanischen Pflanzen eigen sich Polystachya (valentina, malilaensis, fallax, bancoenense, clareae). Viele von ihnen haben einen typischen Deckel auf der Blüte als Schutz vor Regen.
Weitere Kalthausarten sind Dendrochilum cootesii und Coelogyne (intermediata, langirachista, ovalis, ecarinata) Coelogyne ecarinata muss zwingend kalt kultiviert werden.
Die Hörer bekamen auch einen Einblick in eine grosse Sammlung von Cymbidium Hybriden, die als Schnittpflanzen ausser Mode gekommen sind und die zur Blütenbildung eine Kaltperiode brauchen.
Auch Miltonia vexillarius, Restrepien und Pleurothallis (chloroleuca, palliolata, sonderiana) sowie Trichoglottis pusilla und Holcoglossum flavescens, Trisetella triglochim eignen sich für das Kalthaus, sowie einige Paphiopedilum (micranthum), die aber nicht eine so hohe Feuchte vertragen.
Kalthaus-Orchideen sind erstaunlich vielfältig, bunt und blühen über lange Zeit. Sie werden wohl viel in ihrer Schönheit unterschätzt.