Cypripedien-Garten / Mai 2020
Der Frauenschuh-Garten blüht auf
Die winterharten Frauenschuh-Orchideen blühen dieses Jahr eine Woche früher als andere Jahre.
Der vergleichsweise warme März hat sie zeitig aus dem Winterschlaf geweckt. Ein Vorteil war ebenfalls das trockene Wetter, dadurch wurde der Befall durch Pilzkrankheiten reduziert.
Nun blühen die frühen Sorten in voller Pracht, es ist eine Augenweide.
Cypripedium formosanum eröffnet den Reigen. Diese Naturform fällt auf durch ihre abweichende Blütenform und das fächerartige Blatt. Eine weitere Eigenheit ist, dass sie Ausläufer bildet, an Stelle des üblichen Rhizoms. Diese Eigenart muss man berücksichtigen, wenn man sie im Topf kultiviert. Sie ist jedoch ausreichend winterhart.
Cypripedium pubescens aus Nordamerika (links im Bild) ist eine beliebte Naturform, den Beinahmen «Goldfrauenschuh» hat sie zu Recht erhalten. Auf der rechten Seite die vielblumige Hybride «Ursel» drei Blüten pro Stängel sind bei dieser Sorte keine Seltenheit. Beide Arten haben bei mir draussen im Garten, völlig ungeschützt überwintert.
Cypripedium «Sunny» (C. calceolus x fasciolatum ) ist eine spektakuläre Hybride mit besten Eigenschaften. Form und Farbe erinnern stark an die heimische C. calceolus, nur die Blüte ist viel grösser. Die Pflanze auf dem Bild ist schon viele Jahre im Freiland ausgepflanzt. Den vergangenen trockenen Sommer hat sie bestens überstanden. Schade, dass die Bewertungen der SOG ausfallen, ich hätte noch ein Exemplar im Topf gehabt….
Die Anzucht von Jungpflanzen erfordert viel Geduld und oft auch eine Portion Glück. Wenn man über eine Einrichtung wie sie in einer Gärtnerei üblich ist verfügt, dann reduziert sich die Komponente Glück recht deutlich und der Erfolg wird berechenbar. Trotzdem braucht es noch immer viel Zeit.
Wenn die Frauenschuhe jedoch im Naturgarten aufgezogen werden, dann muss man sich mit einigen Nebenspielern auseinandersetzen. Schnecken fressen immer die schönsten Pflanzen an, Amseln scharren in der Jungpflanzenschale, Eichhörnchen vergraben ihre Nuss im Orchideentopf…
Cypripedium Monto (hotei-atsumorinianum x fasciolatum) ist ein gutes Beispiel, wie lange es dauern kann bis man ein Resultat sieht. Nach vier Jahren blüht die erste Pflanze, alle übrigen aus dieser Serie kommen erst im nächsten, oder übernächstes Jahr erstmals zur Blüte.
Cypripedium x ventricosum ist eine Naturhybride aus C. calceolus x C. macranthos. Die Blüten sind sehr gross, auch der Wuchs ist recht kräftig. Auf dem Foto eine Auslese mit besonders grosser Blüte.
Cypripedium Monto x fasciolatum, diese Pflanze blüht zum ersten Mal seit sechs Jahren. Die Blume ist so schwer, der Stängel kann sie kaum tragen. Das ist auch kein Wunder, der Schuh ist so gross wie ein Gänse-Ei.
So ein Prachtexemplar nehme ich dann sofort unters Dach, damit ihm nichts passiert und ich es täglich mehrmals bewundern kann.
Soweit ein kleiner Einblick in die frühen Sorten, weitere werden folgen.
Infolge der besonderen Umstände dieses Jahr, kann ich Besichtigungen in meinem Frauenschuhgarten nur begrenzt und nach Absprache durchführen, ich bitte um Verständnis.
Bericht und Fotos: Hanspeter Bönzli